Allerheiligen

Lesung: Offenbarung 7,2-14
Evangelium nach Matthäus 5, 1-12

Liebe Mitchristen!

Hat es gestern Abend auch an eurer Haustür geklingelt?

Wenn wir die Türe öffnen, stehen kleine Zauberer, Hexen, Gespenster oder gruselige Monster vor uns. Sie wollen "Süßes" ansonsten gibt es "Saueres". Kein Zweifel: es ist Halloween.

Und das wird zelebriert!

Dabei kann es gar nicht gruselig genug zugehen: je häßöicher, Schrecken einjagender oder ekeliger eine Verkleidung ist, desto besser. Sogar Schlösser oder Verliese sind geöffnet, um dort eine wirklich gruselige Party zu feierm.

Das hat seinen Reiz. Man macht mit Tod und Grauen "Party" und hat Spaß dabei. Halloween ist, so gesehen, ein Fest gegen die Angst. Was man verspottet, womit man sich belustigt, das hat man fest im Griff - zumindest bis zum nächsten Morgen!

Wenn wir die Masken und Kostüme aber nach der Party in den Schrank packen, sind wir wieder allein mit dem Tod. Die Angst vor ihm bleibt und sie scheint gerade wieder einen neuen Höhepunkt zu erreichen, sind doch Sterben und Tod in unserer Gesellschaft echte Tabuthemen.

Verstorbene werden in Altenheimen und Krankenhäusern in der Nacht in Richtung Aufbahrungshalle "abtransportiert", damit man sich nicht beim Anblick eines Sarges "gestört" oder gar "erschreckt" fühlt. Trauernde erzählen, dass selbst gute Freunde und Bekannte sie meiden, weil sie die Tränen der Trauernden nicht aushalten können. Schließlich müssen wir nur bis zum nächsten Zeitungskiosk gehen, um festzustellen, was heute zählt: In vielen Lifestyle Magazinenerfahren wir alles, was wir tun müssen, um mewig jung zu bleiben. Menschen verdrängen den Tod, haben Angst vor ihm, weil er sie vor die großen und letzten Fragen des Lebens stellt:

Hat das Leben überhaupt einen Sinn, wenn man sowieso sterben muß?
Gibt es ein Leben nnach dem Tod?
Wenn ja, wie sieht es aus?

Halloween führt uns vor Augen, dass die Toten Geister und Gespenster wären, die uns erschrecken wollen. Können wir mit dieser Antwort zufrieden sein, gar mit ihr leben? ⇒ Ich glaube nicht! Das wäre zu oberflächlich.

Deshalb organisieren wir jedes Jahr in einer anderen Pfarre "Die Nacht der 1000 Lichter" mit guten, positiven Impulsen, die uns weiterbringen. Mit dem Kerzenlicht, das unsere Sinne öffnet, mit achtsamen Liedern, die unser Herz berühren und uns so auf das "Fest der Hoffnung" und der Gemeinschaft mit allen Verstorbenen und Lebenden vorbereiten: Das Allerheiligenfest.

Und wie Halloween hat es mit Tod und Toten zu tun - und damit auch mit den tiefsten Fragen und Ängsten unseres Lebens. Allerheiligen und Allerseelen ist ein Fest GEGEN die Angst. Allerdings in einem viel tieferen Sinn als Halloween. Der Seher Johannes durfte in einer Vision einen Blick in den Himmel werfen. Davon erzählt uns die Lesung des heutigen Tages. Johannes sah die Heiligen um den Thron Gottes stehen. Also die Menschen, die ihren Lebensweg MIT Gott gegangen sind. Diese Menschen haben auf Erden nicht nur Schönes erlebt. Von Bedrängnis ist die Rede! sie kennen also die Härten des Lebens. Die Palmzweige in ihren Händen deuten darauf hin, dass sie alle Schwierigkeiten und Leiden aus dem Glauben an Gott heraus gemeistert haben!

Johannes hat seine Vision aufgeschrieben, um die Gemeinden, also auch uns, zu trösten. Seine Botschaft am Fest Allerheiligen heißt:

Unser Lebensweg hat ein Ziel: Die Gemeinschaft und das Leben mit Gott im Himmelreich!

Wir werden im Tod also nicht zu Geistern und Gespenstern, also zu Schatten unser Selbst ohne "Saft und Kraft". Wir finden viel mehr das wahre endgültige Leben. Wenn wir Gott vertrauen und unseren Lebensweg mit Gott gehen, dann leben wir im festlichen Licht. Allerheiligen will uns sagen, dass wir durch den irdischen Tod nicht "ausgelöscht" werden, sondern in eine Gemeinschaft eingehen, in der unser Leben, wir selbst, für immer geborgen sind. Unsere Lebensperspektive ist nicht das "Schwarze Loch", sondern das weiße Gewand. Jesus Christus hat uns erlöst und uns die Türe zum Ewigen Leben weit aufgemacht!

Das ist unsere Hoffnung, aus der wir leben und in der wir unser irdisches Leben mit Gott gestalten dürfen. Wenn jemand aus dieser Hoffnung lebt, schwebt er nicht über dem Erdboden, lebt nicht abgehoben von der Realität, sondern wendet sich ganz bewusst und neu dieser realen irdischen Welt zu.

Wer auf die Ewigkeit hofft, der wird nicht vergängliche Werte wie Besitz, Karriere oder Macht an die erste Stelle setzen und diese notfalls mit den Ellenbogen erreichen und verteidigen wollen. Wer auf die Ewigkeit hofft, weiß, dass die LIEBE das Wichtigste im Leben ist. Sie allei kann unserem Leben Sinn und die Ewigkeit schenken, weil die LIEBE das Wesen Gottes ist. Deswegen ist es nicht gleichgültig, wie ich mich meinen Mitmenschen gegnüber verhalte. Also nicht "Süßes oder Saures", sondern: "Selig den Barmherzigen", wie Jesus es uns in der Bergpredigt gelehrt und durch sein Leben vorgelebt hat. Allerheiligen ist deshalb das große Fest unserer Hoffnung GEGEN Angst und Tod. Es ist zugleich das Fest der "Zukunft Gottes mit uns Menschen" und damit das Fest des Lebens, des Lebens, welches KEIN ENDE haben wird. Amen!

Pfarrer Goran Dabic

Weitere Predigt zum Allerheiligenevangelium