15. Oktober 2023; 28. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium nach Matthäus 22,1-14
Alle sind eingeladen

Auslegung und Deutung

Am vergangenen Sonntag nimmt Jesus wieder Bezug auf einen Text im Buch des Propheten Jesaja: Kapitel 25, 6–10a

Jesus wendet sich wieder an die Elite, an die wichtigsten Führer des jüdischen Volkes. Weil sie diejenigen sind, die den Menschen den Weg ins Himmelreich zeigen sollten. Doch was taten sie? Sie stellten Regeln über Regeln auf, die kaum jemand, eigentlich niemand, erfüllen konnte.

Auch dieses Mal wandelt Jesus den Text so um, dass die Hohenpriester und Ältesten das Gleichnis verstehen sollten.
In diesem Beispiel beschreibt Jesus einen König, der ein großes Fest für seinen Sohn ausrichtet. Und dazu sollen viele Menschen eingeladen werden. Als die Vorbereitungen fertig waren, wurden die Gäste gerufen. Doch niemand interessierte sich dafür. Jeder erfand irgendeine Ausrede, warum er gerade jetzt nicht Zeit hätte, an dem Fest teil zu nehmen. „Ich muss noch einen Auftrag für einen Kunden fertig machen“, oder „Ich habe selbst Gäste, die ich bewirten muss“ oder „Ich muss dringend in die Nachbarstadt reisen, um dort etwas zu erledigen“. Und so fand jeder irgendeine Ausrede. Die „Auserwählten“ hatten kein Interesse.
Stocksauer sagt sich der König, wenn die nicht wollen, dann lade ich alle diejenigen ein, die Interesse zeigen. Ungeachtet von Rang und Namen der Person wird jeder eingeladen. Und siehe da, im Nu war der Saal voll.

Während des Festes geht der König von Gast zu Gast. Als er zu einem kommt, der kein der Feier entsprechendes Gewand trägt, fragt er Ihn: Wieso trägst du nicht wie alle anderen ein feierliches Gewand? Der betreffende blieb stumm, er wollte sich die Sache wahrscheinlich einfach nur so unverbindlich ansehen; nicht wirklich mitfeiern. Da ließ ihn der König aus dem Saal mit Schimpf und Schande entfernen.

Im Rupertus Blatt findet sich eine vortreffliche Übertragung des Gleichnisses ins Heute:
[Zitat Anfang:] Wenn Jesus vom Hochzeitsfest erzählt, zu dem der König lädt, ist die Rede vom Kommen der Gottesherrschaft. Anlässlich dieses Ereignisses schickt Gott selbst die Hochzeitslader zu jenen, die auf seiner Gästeliste verzeichnet sind. Es zeugt von Gottes Liebe und unserem Wert für ihn, dass er nach einer Absage einen weiteren Versuch unternimmt. Bedauerlicherweise dürften die Erwählten, sich der besonderen Ehre und Bedeutung nicht bewusst sein. Das Ausschlagen der Einladung ist ihr Verzicht auf die Begegnung mit Gott. Sie meinen, ohne Gott auskommen zu können, widmen ihm weder Aufmerksamkeit noch Zeit. Mangels Interesses – ja sie fühlen sich offensichtlich sogar gestört von der Aufforderung, zu kommen – haben sie ihre Chance vertan.

Für Gott ist das Fest beschlossene Sache, deshalb zögert er nicht, jene zu sich zu bitten, die sich Zeit nehmen, zu kommen. Alle Menschen, die dazu bereit sind, beschenkt er mit dem Heil – sie sind das neue Gottesvolk. Wenn wir gemeinsam Eucharistie feiern, dürfen wir diese Gemeinschaft mit Gott und den Menschen immer wieder aufs Neue erleben!
Jesus erzählt auch von einem Gast, der das ihm zugedachte Festkleid nicht tragen möchte. Er steht für diejenigen, deren Anwesenheit über das bloße Dabeisein nicht hinausgeht. Gelingt es uns aber wertschätzend und mit ganzem Herzen bei der Sache des Herrn zu sein, dann sind wir auf dem besten Weg, seiner Einladung ernsthaft zu folgen.

Manuela Ebner
Personalentwicklerin in der Erzdiözese Salzburg
Rupertusblatt

[Zitat Ende]

Gerhard Neurohr

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